26. Oktober 2021
Thüringen. Gute Pflege verdient Respekt! Aus diesem Grund unterstützen wir von Miacosa die Forderungen des jüngsten Deutschen Pflegetages in Berlin. Miacosa-Geschäftsführer René Griesel gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Herr Griesel, wo sehen Sie aktuell die größten Hürden in der Pflegebranche?
Eine der größten Aufgaben ist es, neue und qualifizierte Nachwuchskräfte auszubilden, die auch in Zukunft gute Pflege in Deutschland sicherstellen. Die rund 50.000 Auszubildenden, die sich jährlich für einen Pflegeberuf entscheiden, sind bei dem wachsenden Bedarf deutlich zu wenig. Andererseits müssen wir die vielen Fachkräfte, die in den letzten Jahren der Branche den Rücken gekehrt haben, wieder zurück gewinnen.
Wie könnte dieses Ziel erreicht werden?
Ich sehe hier vor allem die Politik in der Pflicht. In den vergangen Jahren haben sich drei Bundesministerien vergeblich darum bemüht, neue Anreize zu schaffen und am Ende nichts Wesentliches erreicht. Aus diesem Grund geht die Schere zwischen dem Bedarf und der Realität an gutem Fachpersonal weiterhin auseinander. Hier müssen deutlich mehr Impulse gesetzt werden, um gute Rahmenbedingungen zu schaffen und um zukunftssichere Weichen zu stellen.
An was denken Sie dabei konkret?
Wir müssen bessere Strukturen schaffen, die Gehälter anheben und eine Ausgewogenheit zwischen Job und Privatleben sicherstellen.
Was tut Miacosa, um diese Punkte umzusetzen?
Wir haben zum Beispiel bereits im August 2019 die Gehälter unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Tarifvertrag im öffentlichen Dienst angepasst und zahlen mitunter sogar darüber hinaus – lange bevor die Politik diesen Schritt forderte. Dafür sind wir als Unternehmen damals sogar in mehrmonatige Vorkasse gegangen, weil wir diesen Schritt erst durch eine Schiedsstelle mit den Krankenkassen erkämpfen mussten. Außerdem bieten wir unseren Angestellten zahlreiche zusätzliche Leistungen und Bedingungen an, wie die Möglichkeit der Weiterbildung und Zusatzqualifizierung, einer Altersversorgung oder einem Kilometergeld.
Warum machen das nicht alle Unternehmen wie sie?
Hinter all dem stecken sehr harte Verhandlungen mit den Krankenkassen und Versorgungsträgern. Wir haben bis heute in Deutschland keine einheitliche Gebührenordnung, die beispielsweise Kollektivverhandlungen für die gesamte Branche ermöglichen. Dadurch muss jedes Unternehmen selbst mit den öffentlichen Kassen verhandeln. Das kostet viel Kraft, Zeit und Nerven.
Wie sehen solche Verhandlungen im Detail aus?
Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel, wenn wir unsere Leistungssätze mit den Kostenträgern für jeden Standort neu vereinbaren. Dabei geht es zum Beispiel auch um den Urlaubsanspruch für unsere Angestellten, den wir gerne erhöhen würden, obwohl wir jetzt schon jedem 26 Tagen pro Jahr sicherstellen. Allein dieses eine Thema ist für die Träger oft ein rotes Tuch.
Sehen Sie sich als Geschäftsführer in der Pflegebranche im Stich gelassen?
Absolut! Anders als Ärzte, die eine eigene Kammer haben oder Krankenkassen mit der kassenärztlichen Vereinigung, hat die Pflegebranche keine eigene Lobby. Zwar gibt es einen Pflegebeauftragten in der Bundesregierung, aber dieses Amt hat eher einen repräsentativen Charakter. Wir aus der Pflege können deshalb an keiner Stelle wirklich mitbestimmen und müssen uns allen Bedingungen beugen.
Wo sehen sie weiteren Handlungsbedarf?
Ich habe selbst den Pflegeberuf von der Pike auf gelernt und weiß wie der typische Dienstalltag aussieht. Der ist oft mit Stress verbunden, unter anderem wegen der aufwendigen Dokumentationen, die wir für die Kostenträger erstellen müssen. Diese Zeit würden wir gerne bei unseren Klienten verbringen.
Wir bei Miacosa führen deshalb die digitale Dokumentation ein, die über eigens angeschaffte Tablets künftig erstellt werden soll. Aber auch an dieser Stelle sind wir als Unternehmen auf uns gestellt, müssen die Kosten selbst stemmen. Aber letzten Endes werden wir dadurch mehr Zeit für unsere Klienten haben – und damit ein Zuwachs an deren Lebensqualität.
Also gibt es zu viel Bürokratie?
Definitiv! Wir nehmen bis heute jeden Zahlungsbeleg, den wir bei den Kostenträgern abrechnen, mindestens viermal in die Hand. In Papierform! Ein personeller und zeitlicher Aufwand, der nicht nachvollziehbar und akzeptabel ist. Während wir also mitten im digitalen Zeitalter leben, muss eine gesamte Branche weiterhin mit Steinzeitmethoden arbeiten.
Geben Sie uns zum Schluss noch einen persönlichen Blick in die Zukunft!
Bei aller Sorge bleiben wir natürlich optimistisch. Denn wir haben ein unglaublich starkes und engagiertes Team, das jeden Tag aufs Neue unter Beweis stellt, dass auch unter diesen Bedingungen eine menschliche, zugewandte Pflege möglich ist. Deshalb setzen wir uns von Miacosa auch so sehr für unsere Angestellten ein. Und es bleibt die Hoffnung, dass wir für all diese Bemühungen die Anerkennung der Politik bekommen, die wir uns so hart erarbeiten.